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Arbeiten im Ausland - Deutschland Vs Irland

Ins Ausland zu gehen, war schon immer mein Traum. Ich komme aus einer kleinen Stadt in Deutschland und in den letzten Jahren meiner Schulzeit konnte ich es kaum erwarten, endlich dort raus zu kommen und die Welt zu sehen. Also habe ich mich entschlossen, nach meinem Abschluss nach Seattle in die USA zu ziehen. Dort habe ich ein Jahr lang als Au Pair gearbeitet, was ein tolles Erlebnis für mich war. Ich habe unglaublich viel gelernt und bin viel gereist und habe dadurch viel gesehen. Nach diesem Jahr habe ich mich allerdings dazu entschlossen, erst mal wieder zurück nach Deutschland zu gehen, um dort mein Studium anzufangen.
Aber ich hatte immer noch das Gefühl, dass ich noch nicht genug gesehen habe. Glücklicherweise sind in meinem Studium aber zwei Auslandssemester vorgesehen, sodass ich im Ausland arbeiten und studieren kann. Also entschied ich mich, für mein Praktikum nach Irland zu gehen, um zu schauen wie mir das Arbeiten in Irland so gefällt. Ich lebe jetzt seit fast drei Monaten hier in Dublin und genieße meine Zeit hier sehr. Aber es gibt so einige Dinge, die in Irland etwas anders sind als in Deutschland.
1. “Hallo, wie geht’s dir?”
Ein Unterschied zwischen Deutschland und Irland (sowie Amerika) ist, dass die Menschen nicht einfach nur “Hallo” sagen. Verbunden mit dem Hallo wirst du fast immer ein "How are you?" ("Wie geht’s dir?” ) hören. Am Anfang war ich etwas überfordert damit. Was soll ich darauf antworten? Ich habe mir doch selber noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es mir heute eigentlich geht und jetzt will dieser Fremde wissen, wie es mir geht? Aber ich habe ziemlich schnell gelernt, dass die Menschen nicht wirklich daran interessiert sind, zu erfahren, wie deine Gefühlslage ist. Es ist einfach etwas, was sie sagen, um freundlich zu sein. Man muss nicht mal unbedingt auf die Frage reagieren oder man kann einfach mit einem Wort antworten und das reicht.
2. Iren haben so viele Wörter, um ihre Gefühle auszudrücken
Wenn die Iren etwas mögen, haben sie so viele verschiedene Wörter, um das auszudrücken. Was man häufig hört, ist “grand”, “brilliant”, “lovely” (oder “amazing”). Für mich klingt das immer so gehoben und kultiviert. In Amerika ist alles immer nur “awesome”. Ich liebe es, dass die Iren da so eine Abwechslung reinbringen.
3. “Entschuldigung” - “Kein Problem”
Wenn man hier auf der Straße in jemanden reinläuft, werden beide Personen “Entschuldigung” sagen, egal wessen Schuld es war. Manchmal wird man als Antwort “No worries” bekommen, also “Kein Problem”, bzw wörtlich “Keine Sorgen”. In Deutschland wäre so etwas fast unvorstellbar. Jeder ist nur auf sich fokussiert und die meisten würden wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, wenn sie jemandem in den Weg laufen. Die Iren sind so viel freundlicher gegenüber Fremden, was mich immer noch zum Lächeln bringt.
4. Welche Wettervorhersage?
In Deutschland schaue ich mir immer die Wettervorhersage an, um zu wissen wie das Wetter in den nächsten Tagen so werden soll. Hier in Irland habe ich schnell gemerkt, dass das nutzlos ist. Das Wetter hier kann sich von einer Minute auf die Nächste ändern. Man kann hier die vier Jahreszeiten in einem Tag erleben. Ich habe die Erfahrung selbst gemacht, als wir wandern waren und wir Sonne, Regen, Hagel und Gewitter innerhalb einer Stunde hatten. Deshalb habe ich jetzt immer einen Regenschirm und eine Sonnenbrille in meiner Tasche.
5. Die Iren stört das Wetter nicht
Egal ob Regen oder Sonne, die Iren tragen hier eigentlich immer die gleichen Klamotten. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass sich das Wetter so schnell ändert. Da muss ein Outfit für den ganzen Tag passen. Und während ich mich mit mehreren Schichten gegen das Wetter rüste, scheinen die Iren die Kälte und den Regen gar nicht zu fühlen. Vielleicht denken sie ja auch, je weniger Kleidung sie tragen, desto weniger kann nass werden…
6. Wo ist mein Wechselgeld?
Eine Sache, die ich nicht wusste, bevor ich nach Irland kam ist, dass hier das Wechselgeld auf 5 Cent gerundet wird. Das heißt, wenn man etwas für 1,49€ kauft, wird man dafür 1,50€ zahlen und nicht noch einen Cent wieder bekommen. Als Deutsche habe ich mich dann am Anfang natürlich gefragt - Hey, wo ist mein Wechselgeld? Aber mal ehrlich, eigentlich ist das keine schlechte Idee. Wer mag es schon, wenn der Geldbeutel schwer ist und nur voll mit 1 und 2 Cent Münzen ist, die man eh nie ausgibt.
7. Die Sache mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Wenn man in einer Großstadt in Deutschland lebt, braucht man eigentlich nicht mal einen Führerschein, weil man sich immer auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlassen kann. In Irland kann und sollte man sich nicht unbedingt darauf verlassen. Wenn man hier irgendwo hin möchte, muss man meistens den Bus nehmen, und die sind hier fast immer zu spät. Das Problem ist, dass der Verkehr besonders in der Rush Hour schrecklich ist. Und da die meisten Menschen hier wissen, dass man sich nicht auf den Bus verlassen kann, fahren sie mit dem Auto zur Arbeit, was natürlich dazu führt, dass der Verkehr noch schlimmer wird - ein Teufelskreis.
8. “Cheers” bezieht sich nicht immer aufs Trinken
Die Iren sind ja allgemein bekannt dafür, dass sie viel trinken - und so ist es auch. Aber einmal habe ich meine Kollegen in einer Unterhaltung “Cheers” sagen gehört und ich dachte mir - das kann doch nicht sein - die trinken sogar auf der Arbeit. Aber sie hatten nichts zu trinken. Nachdem ich es ein paar mal gehört hatte, habe ich herausgefunden, dass sie hier drüben für “Danke” auch “Cheers” sagen.
9. Die Iren fahren auf der “falschen” Seite der Straße
Das ist natürlich etwas Offensichtliches, die Iren fahren auf der “falschen” Seite. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Aber da die Iren so freundliche Menschen sind, schreiben sie sogar auf die Straße, in welche Richtung man nach Autos schauen muss, wenn man die Straße überqueren will. Mittlerweile bin ich so daran gewöhnt, dass sie auf der linken Seite fahren, dass es eine Umstellung sein wird, wenn ich zurück nach Deutschland gehe.
10. Die Ampeln
Eine Sache, die wir Deutschen gerne tun ist, die Regeln zu befolgen. Und was tun wir deshalb, wenn die Ampel rot ist? Wir bleiben stehen, egal ob wir Autofahrer oder Fußgänger sind. Nicht in Irland. Wenn man hier als Fußgänger die Straße überqueren möchte, sollte man besser nicht auf das grüne Licht warten, sonst kann es sein, dass man ewig wartet. Also wenn keine Autos kommen - einfach losmaschieren. (Man erkennt die Touristen immer daran, dass sie an der Ampel warten, obwohl die Straße frei ist.) Aber auch wenn man selbst grün hat, sollte man nach Autos schauen, da auch die Autos nicht immer bei rot halten. Glaubt mir - man wird morgens erst richtig wach, wenn man fast von einem Auto angefahren wird, dessen Fahrer dachte, er schafft es noch über gelb.
Autor: Maria Recknagel
3. Juni 2016